Nur ein kleinerer Teil des musikalischen Œuvres Franz Schuberts wurde zu Lebzeiten des Komponisten publiziert und/oder aufgeführt. Nichtsdestotrotz lassen sich vor allem durch Erstdrucke nicht weniger als ca. 106 mit Opus-Zahlen versehene Kompositionen nachweisen. Hinzu treten weitere 67 posthum veröffentliche und ebenfalls nummerierte Werke.1 Darunter befinden sich hauptsächlich Liedvertonungen, aber auch kammermusikalische Werke, weltliche und geistliche Vokalwerke und nicht zuletzt die „großen“ Liederzyklen (Die schöne Müllerin [D 795] und Winterreise [D 911]). Unveröffentlicht bzw. unnummeriert blieben indes alle Symphonien sowie nahezu sämtliche Bühnenwerke (Ausnahmen bilden die Klavierauszüge zu Ouvertüren der Opern Alfonso und Estrella [D 773/759a bzw. op. 69] und Fierabras [D 798 bzw. op. 76]).
Unmittelbar nach Schuberts Tod begann der Wiener Verleger A. Diabelli & Co. mit der Veröffentlichung einer Reihe aus dem Nachlass stammender Kompositionen. Diese wurden in 50 Heften, sogenannten „Lieferungen“ von 1830 bis 1850 unter dem Titel Franz Schubert’s nachgelassene musikalische Dichtungen für Gesang und Pianoforte publiziert und umfassen wiederum überwiegend Lied- sowie weitere Vokalkompositionen für Trio, Quartett und Chor. Den Abschluss dieser Reihe bildete ein Verzeichnis Diabellis, das alle bis 1851 veröffentlichten Werke inklusive Notenincipits enthält.
Mit dem von Gustav Nottebohm (1817–1882) vorgelegten Thematischen Verzeichnis der im Druck erschienenen Werke von Franz Schubert (1874) findet sich eine weitere Aufstellung aller bis dato publizierten Kompositionen Schuberts. Neben den bereits erwähnten Gruppen Werke mit Opuszahl (inklusive posthum) sowie Werke aus den Nachlass-Lieferungen identifiziert und klassifiziert Nottebohm zahlreiche weitere Werke gemäß ihres gattungsspezifischen Kontextes (Werke für Orchester, Streichinstrumente, Pianoforte sowie Pianoforte mit Begleitung, Pianoforte zu vier Händen wie auch Messen, Kantaten, Opern, mehrstimmige Gesänge mit und ohne Begleitung und Lieder für Singstimme und Begleitung) und listet zudem Incerta, Falsa und bisher unpublizierte Werke.
Erst mit dem langfristig angelegten Editionsprojekt unter der Leitung von Eusebius Mandyczewski (1857–1929) konnten letztlich die bis dato immer noch unpublizierten Werke Schuberts – darunter Symphonien, kammermusikalische Werke sowie sämtliche Bühnenwerke – herausgegeben werden. Diese erste Ausgabe erschien zwischen 1884 und 1897 unter dem Titel Franz Schubert’s Werke: Kritisch durchgesehene Gesammtausgabe2 und legte insgesamt 40 Bände nach Werkgruppen in 21 Serien sortiert vor.
Die wissenschaftliche Erfassung, Katalogisierung und Nummerierung der Kompositionen Schuberts geht maßgeblich auf Otto Erich Deutsch (1883–1967) zurück, der bereits ab 1930 durch zahlreiche Neufunde Ergänzungsbände zur AGA plante. Nach der Publikation eines ersten Werkverzeichnisses in englischer Sprache (1951) folgten bereits 1953 kleinere Korrekturen, ehe die aktualisierte, deutschsprachige Neuauflage (1978) innerhalb der Serie 8 („Supplement“) als vierter Band der Neuen Schubert-Ausgabe durch Werner Aderhold (1937–2021) veröffentlicht wurde. Als »kleinen Deutsch« legte Aderhold 1983 schließlich noch eine Taschenbuchausgabe vor, die abermals Aktualisierungen beinhaltete.
Eine weitere Nummerierung nahm Maurice J. E. Brown (1906–1975) für die sogenannten Tanz-Manuskripte vor: Dabei handelt es sich jedoch lediglich um eine manuskriptbezogene Präzisierung und Zählung der zahlreichen Tänze (Menuette, Deutsche, Ländler, Walzer und Eccossaisen)3, die teils in variierender Reihenfolge, teils in anderen Tonaten transponiert in verschiedenen Niederschriften überliefert sind.
Zur Referenzierung der Werke in Wissenschaft wie Praxis wird gemeinhin auf die von Deutsch eingeführte Nummerierung zurückgegriffen. Die chronologische Neusortierung und daraus resultierende Umnummerierung zwischen den beiden Auflagen, macht zudem eine Konkordanz notwendig, gleichwohl Deutsch-Verzeichnis² (1978) als Letztstand gewertet werden kann.
Nach obenDie kontinuierliche Arbeit der Neuen Schubert-Ausgabe führte seit dem Erscheinen des Werkverzeichnisses auch aufgrund von Neubewertungen und Neuauffindungen zu Aktualisierungen der Werkgenese. Einige dieser Neuerkenntnisse sind in den Bänden und den Kritischen Berichten der Gesamtausgabe festgehalten; häufig sind solche jedoch nur in Handexemplaren der Arbeitsstellen dokumentiert, da sie nach Erscheinen des jeweiligen Bandes gewonnen wurden, sodass deren Publikation noch aussteht. Diese (Vor-)Arbeiten sowie eigene Recherchen bilden die Grundlage für die hier vorliegenden Werkdatensätze. Neben Basisinformationen wie Entstehungszeitraum, Instrumentation, beteiligte Personen und ggfs. Text- und Notenincipit werden auch Werkteile und -fassungen spezifiziert. Da die Werkdatensätze als Entitäten innerhalb der Handschriftenbeschreibungen referenziert werden, ergaben sich schließlich auch aus der Quellenautopsie notwendige Anpassungen bzw. Neunummerierungen.
Im Rahmen von Lehrveranstaltungen an der Humboldt-Universität zu Berlin, der Universität Wien und der Eberhard Karls Universität Tübingen enstanden zudem Notenincipits für einen Teil der Werknummern. Die Korrektur sowie Fortführung dieser Arbeiten fand und findet wiederum im Kontext des Internship-Programms des ACDH-CH statt.
Wie auch für die Handschriften wurde bei der Datenmodellierung auf das Codierungsverfahren der Music Encoding Initiative zurückgegriffen (siehe Codierung). Die Werkdatensätze können über zwei Zugänge aufgerufen werden: einerseits über das Werkregister, in welchem das einzelne Werk angesteuert werden kann, andererseits über die Werksuche [im Aufbau], die durch facettierte Suchfilter ein Gruppieren der Werke nach verschiedenen Parametern (Enstehungszeitraum, Gattung oder Besetzung) ermöglicht.
Only a small part of Franz Schubert’s musical oeuvre was published and/or performed during the composer’s lifetime. Nevertheless, no fewer than 106 compositions with opus numbers can be traced, primarily through first editions.1 In addition, there are a further 67 posthumously published and also numbered works. These include mainly song settings, but also chamber music works, secular and sacred vocal works and, last but not least, the ‘great’ song cycles (Die schöne Müllerin [D 795] and Winterreise [D 911]). However, all symphonies and almost all stage works remain unpublished or unnumbered (with the exception of the piano reductions of overtures to the operas Alfonso und Estrella [D 773/759a bzw. op. 69] and Fierabras [D 798 bzw. op. 76]).
Immediately after Schubert’s death, the Viennese publisher A. Diabelli & Co. began publishing a series of compositions from his estate. These were published in 50 volumes, so-called ‘Lieferungen’, from 1830 to 1850 under the title Franz Schubert’s nachgelassene musikalische Dichtungen für Gesang und Pianoforte (Franz Schubert’s musical poems for voice and pianoforte left behind) and again mainly comprised lieder and other vocal compositions for trio, quartet and choir. The series was concluded with a catalogue compiled by Diabelli containing all the works published up to 1851, including incipits.
Gustav Nottebohm’s (1817–1882) Thematisches Verzeichnis der im Druck erschienenen Werke von Franz Schubert (Thematic Catalogue of Franz Schubert’s Works Published in Print) from 1874 is a further list of all Schubert’s compositions published to date. In addition to the aforementioned groups of works with opus numbers (including posthumous works) and works from his estate, Nottebohm identifies and classifies numerous other works according to their genre-specific context (works for orchestra, string instruments, pianoforte and pianoforte with accompaniment, pianoforte for four hands as well as masses, cantatas, operas, polyphonic songs with and without accompaniment and songs for voice and accompaniment) and also lists Incerta, Falsa and previously unpublished works.
It was only with the long-term edition project under the direction of Eusebius Mandyczewski (1857–1929) that Schubert’s previously unpublished works - including symphonies, chamber music works and all stage works - were finally published. This first edition was published between 1884 and 1897 under the title Franz Schubert’s Werke: Kritisch durchgesehene Gesammtausgabe2 and comprised a total of 40 volumes organised by work groups in 21 series.
The scholarly recording, cataloguing and numbering of Schubert’s compositions is largely due to Otto Erich Deutsch (1883–1967), who was already planning supplementary volumes to the AGA from 1930 as a result of numerous new discoveries. The publication of the first catalogue of works in English (1951) was followed by minor corrections as early as 1953, before the updated, German-language new edition (1978) was published within Series 8 (‘Supplement’) as the fourth volume of the New Schubert Edition by Werner Aderhold (1937–2021). Finally, in 1983, Aderhold published a paperback edition as ‘a little Deutsch’, which again contained updates.
Maurice J. E. Brown (1906–1975) used a further numbering system for the so-called dance manuscripts: However, this is merely a manuscript-related specification and numbering of the numerous dances (minuets, Germans, Ländler, waltzes and Eccossaises)3, some of which have survived in various manuscripts in varying order, others transposed into other keys.
The numbering system introduced by Deutsch is generally used to reference the works in both academic and practical contexts. The chronological re-sorting and resulting renumbering between the two editions also makes a concordance necessary, although Deutsch-Verzeichnis² (1978) can be regarded as the latest edition.
TopSince the publication of the catalogue raisonné, the continuous work of the New Schubert Edition has also led to updates of the genesis of the works due to re-evaluations and new discoveries. Some of these new discoveries are recorded in the volumes and the Critical Reports of the Complete Edition; often, however, they are only documented in manuscript copies of the working sections, as they were obtained after the publication of the respective volume, so that their publication is still pending. These (preliminary) works as well as our own research form the basis for the work data records presented here. In addition to basic information such as date of composition, instrumentation, persons involved and, where applicable, text and music incipit, work parts and versions are also specified. Since the work data records are referenced as entities within the manuscript descriptions, the source autopsy also resulted in necessary adjustments and renumbering.
As part of courses at the Humboldt University in Berlin, the University of Vienna and the Eberhard Karls University in Tübingen, music incipits were also created for some of the work numbers. The correction and continuation of this work took place and continues to take place in the context of the ACDH-CH internship programme.
As with the manuscripts, the Music Encoding Initiative’s encoding standard was used for data modelling (see Codierung, encoding). The work datasets can be accessed in two ways: firstly via the Werkregister (work index), in which the individual work can be accessed, and secondly via the search by work (under construction), which uses faceted search filters to group the works according to various parameters (period of origin, genre or instrumentation).
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